Wir haben Karina von „Saponetta Carina“ durch einen Zufall kennen gelernt. Sie hat die alte Seifensiederei in Bad Goisern übernommen und verkauft dort in ihrem Seifenshop in liebevoller Handarbeit gefertigte Naturseifen höchster Qualität. Nachhaltigkeit und möglichst das ganze Rind zu verwerten, ist uns ein großes Anliegen. Daher freut es uns sehr, diese Möglichkeit gefunden zu haben, um den hochwertigen Rindertalg unserer Wagyus zu verarbeiten.
Karina, wie bist du zum Seifensieden gekommen?
Not macht erfinderisch und so führte mich meine sehr trockene Haut eines Tages zu einem Olivenölseifenrezept. Da ich von Haus aus ein neugieriger Mensch bin, dachte ich mir, das kann doch nicht so schwer sein und versuchte mein Glück. Ein Glück war es in der Tat, denn über das entstandene Produkt freut sich nicht nur meine eigene Haut, sondern bereits auch viele zufriedene Seifenliebhaber.
Wann fiel der Entschluss, die alte Seifensiederei zu übernehmen?
Die Seifensiederei Zopf, die 1870 in Bad Goisern gegründet wurde, schloss leider, wie viele andere Handwerksbetriebe auch, nach vielen erfolgreichen Jahren vor einiger Zeit ihre Pforten. Ein Jammer, wenn man bedenkt, welch immenser Schatz an Wissen damit verloren ging. Mit den Eigentümern des Hauses war ich bereits befreundet und als die Zeit reif war, entschlossen wir uns, der Siederei wieder Leben einzuhauchen und der Seife wieder eine Chance zu geben.
Woraus werden deine Seifen gefertigt?
Das Grundrezept der Seife ist seit jeher gleich – aus Fett und Lauge entsteht Seife. Welches Fett oder fette Öl nun genau verseift wird, kann man als Seifensieder selbst auswählen. Der genaue Rohstoff bestimmt jedoch die Farbe, die Textur und auch den Geruch der fertigen Seife. Meine Seifen werden aus pflanzlichen und tierischen Fetten bzw. Ölen gefertigt. Als Zusätze verwende ich aber auch gerne Kräuter in verschiedenster Art, Salzquellwasser, da es viele wertvolle Inhaltsstoffe hat, Milch, die eine cremige und reichhaltige Seife macht, usw.
Was macht eine gute Naturseife aus?
Eine gute Naturseife braucht keine Konservierungsstoffe, denn sie soll auch nicht gebunkert werden.
Wenn man gute Seife trocken und kühl lagert und sie bei Zeiten aufbraucht, dann kommt man wunderbar ohne Konservierung aus und kann die wertvollen Inhaltsstoffe ganz pur genießen. „Sapone vive“ – die Seife lebt. Naturseife verändert sich. Sie atmet, trocknet oder schwitzt. Bei falscher Lagerung kann sie jedoch leider auch schlecht werden, deshalb zeitnah aufbrauchen und öfter Neues probieren.
Wodurch unterscheiden sich deine Seifen zu herkömmlichen Seifen?
Meine Toiletteseifen unterscheiden sich von industriell gefertigten Seifen durch die klassische Herstellungsweise im Kalt- oder Heißverfahren. Die Seifen enthalten alle hautpflegendes Glycerin, das bei der Verseifung natürlich entsteht und als Feuchthaltemittel die Haut vor dem Austrocknen schützt. Auch die flüssigen Feinseifen sind tatsächlich Seifen im klassischen Sinn und keine Tenside in Pumpflaschen.
Warum eignet sich Rinder- & Schweineschmalz besonders gut zur Seifenherstellung?
Tierische Fette zählen zu den ursprünglichen Rohstoffen der Seifenherstellung. Früher waren es eher fette Abfälle, die zu Seifen verarbeitet wurden. Heute haben die Rohstoffe Lebensmittelqualität oder sind, wie im Fall des Wagyu-Rindertalgs der Familie Pühringer, extrem hochwertig. Rindertalg und Schweineschmalz machen im Vergleich zu manchen feinen Pflanzenölen sehr kompakte Seifen, die lange halten ohne sich schnell aufzulösen. Rindertalg und Schweineschmalz sind dem menschlichen Talg sehr ähnlich und werden von der Haut gut aufgenommen. Sie wirken feuchtigkeitsspendend und der Schaum dieser Seifen ist cremig zart.
Du arbeitest ja am liebsten mit dem, was die Natur hergibt, wie z.B. selbst gesammelte Almkräuter. Gibt es Öle oder Naturstoffe, die du besonders gerne verwendest?
Es gibt immer wieder Stoffe, die mich positiv überraschen. Gerade im Winter sind natürlich verschiedene Milchsorten meine Favoriten. Ziegenmilch oder Schafmilch, aber auch gerne mal etwas Stutenmilch, wenn’s ein bisschen mehr Luxus sein darf.
Du fertigst auch Seifen auf Kundenwunsch – Was waren die lustigsten / interessantesten Bestellungen bisher?
Bei der Seife gibt es wenig Grenzen was Form, Farbe und Duft anbelangt. Da kann man sich richtig austoben. Für einen Autofelgenhersteller durfte ich mal eine Seife in Reifenform mit der ganz neuen Alufelge fertigen. Das Projekt war zwar etwas kniffelig, aber sehr lustig. Vor Weihnachten durfte ich für eine liebe Freundin einen Sack duftender Kamille aus ihrem eigenen Garten verseifen, das war nicht weniger schön und ein tolles Weihnachtsgeschenk. Seife darf heute glücklicherweise neben nützlich, auch noch schön und witzig sein und das macht Spaß am Arbeiten.
Man kann die alte Seifensiederei auch besichtigen?
Die Werkstatträume der alten Seifensiederei Zopf kann man im Rahmen einer Führung besichtigen. Die Geräte sind alle noch vorhanden und stammen teilweise von 1870. Die Besucher tauchen ein in die Geschichte des Seifensiedens, der Seifensiederei Zopf und erfahren, wie die Herstellung von Seifen heute von statten geht. Am Ende der Führung darf jeder selbst noch ein Stück Seife mit der alten Prägemaschine bestempeln und als Souvenir mit nach Hause nehmen.
Du gibst dein Wissen auch weiter und bietest Seifensieder-Kurse an?
Es ist mir ein Anliegen, Interessierten zu zeigen, wie sie von konsumieren zu produzieren übergehen können. Der Seifenherstellung muss man mit Respekt begegnen, aber sie ist im Prinzip nicht sehr schwierig. Ich freue mich jetzt schon darauf, wieder neue Kurse anbieten zu können.
Was wünscht du dir für die Zukunft? (von Saponetta Carina / dem Seifensieden / Naturseifen)?
Ich wünsche mir mehr Bewusstsein und dass die Menschen kritischer werden. Was ist im Produkt wirklich drin, oder kaufe ich eigentlich nur eine bunte Mogelpackung. Wenn vorne Seife drauf steht und in den Inhaltsstoffen keine Fette/ Öle gelistet sind, dann ist es keine Seife. Wenn der Körper rebelliert in Form von Rötung, Juckreiz oder Ausschlag, dann ist etwas nicht richtig und da gilt es, der Sache auf den Grund zu gehen. Mit meinem Unternehmen Saponetta Carina möchte ich den Seifenliebhabern gute Seife anbieten, aber auch Wissen, Ratschläge und Tips.
Karina hat sich 2019 dazu entschlossen, der alten Seifensiederei in Bad Goisern wieder neues Leben zu geben. Bis dahin gab‘s nur einen Onlineshop für Naturseife und ein paar Marktstände, heute kann man in Bad Goisern immer donnerstags einen bunten Seifenshop mit einem angeschlossenen kleinen Museum, das im Rahmen von Führungen besichtigt werden kann, besuchen. In ihrem Unternehmen „Saponetta Carina“ stellt Karina handgefertigte Naturseifen her. Dabei verzichtet sie ganz auf Konservierungsstoffe und verseift lieber hochwertigen Naturprodukte. Weitere Infos zu Karina und ihren Naturseifen findet ihr hier: Saponetta Carina
Euere Familie Pühringer