Interview mit Anna Lettner über regionale Weidegänse

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Anna Lettner ist Obfrau des Vereins „Salzkammergut-Hausruckviertel Weidegans“: Mit gesamt 19 Bauern aus Oberösterreich sind sie Teil der Organisation „Österreichische Weidegans“. Gemeinsam erzeugen die Weidegans-Bauern regional und nachhaltig Martinigänse für den privaten Bereich und die Gastronomie. Wie der Name schon sagt, handelt es sich ausschließlich um Weidegansl, was nicht nur ein längeres und glücklicheres Leben für die Gänse bedeutet, sondern auch höchste Qualität und einen außergewöhnlichen Geschmack. 

Wie ist die Idee zur gemeinsamen Vermarktung von Martinigansln entstanden?

Die Idee entstand bereits 1992 im Mühlviertel und hat sich über die Jahre in ganz Österreich durchgesetzt. Heute gibt es in allen Vierteln Oberösterreichs eigene Weidegansprojektgruppen, die sich unter dem Markennamen „Oberösterreichische Weidegans“ zusammengeschlossen haben. 

Wie viele Gänse werden jährlich verkauft?

Österreichweit sind jährlich 250 – 300 Bauern Mitglieder und halten insgesamt fast 40.000 Gänse.Wir sind 20 Bauern mit ca. 2 500 Gänsen in den Bezirken Vöcklabruck, Gmunden und Wels Land. Der Selbstversorgungsgrad konnte in den letzten 20 Jahren von 5% auf 25% gesteigert werden. Die große Masse an Martinigänsen stammt aber nach wie vor aus Intensivtierhaltung aus dem Ausland, vor allem aus Ungarn.

Was wird alles in der Gemeinschaft organisiert?

Wie kaufen gemeinsam die Gössel (Gänseküken) und das Startfutter für die ersten Wochen. Des Weiteren gibt es unseren gemeinsamen Werbeauftritt und alle 2 Jahre eine Tagung (Fortbildung). Wir betreiben aber auch gemeinsam bäuerliche Schlachtanlagen und helfen uns bei der Vermarktung der Gänse.

Wo werden die Küken eingekauft

Der Elterntierbetrieb befindet sich in Zell am Pettenfirst, die Brüterei in Neukirchen an der Vöckla. Von dort kommen die Gössel bereits am ersten Tag auf die Höfe.

Welche Voraussetzungen muss man mitbringen, um Weidegans-Bauer werden zu können?

Eigentlich keine besonderen, ein passender Stall zur Aufzucht und ausreichend Weideflächen, die Tiere fressen doch bis zu 1 kg Gras am Tag. Und natürlich Freude am Federvieh!

Gibt es Standard-Richtlinien zu Haltung und Fütterung?

Direkte Standards gibt es nicht, wobei wir viel Wert auf eine schöne und ausreichende Weide legen, es soll ja auch eine Weidegans sein. Die Tiere sind bereits ab der 8. Woche, wenn sie voll befiedert sind, untertags auf der Weide. Zusätzlich zum Gras gibt es zwei Mal am Tag hofeigenes Getreide.

Was unterscheidet eine Weidegans von anderen Gänsen?

Sie wächst ca. ein halbes Jahr heran, hat viel Bewegung und frisches Gras zum Fressen. Dadurch erhält sie ein feinfasriges, dunkleres Fleisch mit weniger Bratverlust als ihre ausländischen Kollegen, die meist nur 12 Wochen alt werden. Bis Ende November wachsen die Tiere zu einer regionalen Spezialität mit einem bratfertigen Gewicht von 3,5 bis 6 kg heran. 

Wie viel wird privat und wie viel von der Gastronomie gekauft?

Das variiert immer etwas, aber es hält sich ca. die Waage.

Inwieweit seid ihr vom Lockdown betroffen?

Einige Betriebe sind stärker betroffen, da ja die Gastronomie genau zu unserer Hauptsaison geschlossen wurde. Sie müssen nun schauen, die Gänse anderweitig zu verkaufen. Zum Glück bieten viele Gastronomen die Möglichkeit zur Abholung an.

Gibt es einen Insider-Geheimtipp für die Zubereitung vom perfekten Martinigansl?

Alleine die Qualität macht viel aus, dann einfach mit niedriger Temperatur und viel Zeit braten. Sie macht sich dann quasi von allein.

Rezepte und Zubereitungsmethoden der Weidegans-Bauern findet ihr unter www.weidegans.at/rezepte/

Falls ihr noch Fragen zu unseren Weidegänsen habt, könnt ihr euch gerne melden.
Eure Anna Lettner

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Anna Lettner

Anna ist Obfrau des Vereins Salzkammergut-Hausruckviertel Weidegans. Sie selbst kommt aus Frankenmarkt, wo sie eine kleine Landwirtschaft betreibt. 2005 hat sie sich für die Arbeit mit den Weidegänsen entschieden, um ihren kleinstrukturierten Betrieb weiterzuführen.

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