Wie heimisches Speiseöl entsteht

Speiseöle sind ein wichtiger Bestandteil in einer ausgewogenen Ernährung. Wir haben uns daher bereits im Jahre 2006 der Produktion von hochwertigen Ölen verschrieben. Wie jeder Anfang, war auch dieser nicht ganz einfach, wurde unsere Ölmühle doch eigentlich zur Produktion von Pflanzenölkraftstoff angeschafft. Wir hatten vor, unsere Traktoren umzurüsten und so mit Rapsöl betreiben zu können. Diese Idee haben wir aber bald aufgrund der hohen Investitionskosten für das Umrüsten, als auch der vorhergesagten kürzeren Lebensdauer der Motoren schnell verworfen. Nach und nach erkannten wir das Potential von Qualitätsöl aus heimischen Ackerfrüchten für unsere Ernährung. Und so kam es, dass wir zwar unsere Öle nie als Treibstoff eingesetzt haben, uns aber verstärkt im Speiseölbereich etablierten. Die Entwicklung zum Ölmühlenprofi ist ein langwieriger Prozess, der bis heute nicht abgeschlossen ist, wir lernen stetig dazu.

Die Ölfrucht

Wir produzieren hauptsächlich Rapsöl aus eigenem Anbau. Es gab bereits viele Versuche mit der Kultivierung von weiteren Ölfrüchten wie Mohn, Distel oder Leinsamen. Neben Raps wollen wir auch wieder Sonnenblumen selber anbauen. Die ersten Versuche sind so positiv verlaufen, dass wir in diesem Jahr sogar den Ölkaiser in dieser Kategorie gewinnen konnten. Daher möchten wir auch diesen Bereich weiter forcieren.

Anbau & Ernte der Ölfrüchte

Neben Raps und Sonnenblumen hat es uns vor allem der Leinsamen angetan. Das Leinöl hat eine sehr hochwertige und ideale Zusammensetzung an Omega 3 – Fettsäuren. Diese wirken sich wiederum positiv auf das Herz-Kreislauf-System, die Verdauung und die Blutwerte aus. Leider ist neben der Ernte auch die Reinigung der Saat eine große Hürde. Darum haben wir uns dazu entschlossen, diese Ölfrucht von Bauern, die sich auf diesen Zweig spezialisiert haben, zuzukaufen. Wir beziehen unsere Leinsamen über das Lagerhaus hauptsächlich aus Niederösterreich, sind aber auf der Suche nach regionaleren Produzenten. 

Der Presssvorgang

Wir produzieren ausschließlich kaltgepresstes, natives Öl mit einer Schneckenpresse. Das heißt, dass die Ölsaat weder behandelt, noch beim Pressvorgang Wärme zugeführt wird. Das Öl wird nur durch Reibung und Druck mit Hilfe von zwei Schnecken, die in eigenen Kammern geführt werden, aus der Ölsaat gepresst (siehe Foto). Dadurch bleiben alle wertvollen Inhaltsstoffe, der intensive Geschmack und die typische goldgelbe Farbe erhalten. Wichtig ist vor allem die Sauberkeit der Ölsaaten beim Pressen, die richtige Temperatur (diese darf im Kaltpressverfahren 40°C nicht übersteigen) und die langsame, schonende Pressung. 

Wir pressen etwa alle 10 Wochen neues Raps- und Sonnenblumenöl. Der Rhythmus beim Leinöl ist etwas kürzer, da dessen Haltbarkeit begrenzt ist, darum wird es im Abstand von ca. 8 Wochen produziert. Die jeweiligen Mengen richten sich nach dem Bedarf und bewegen sich zwischen etwa 25 Litern beim Leinöl (wegen der geringeren Haltbarkeit) und etwa 1000 l beim Rapsöl aufgrund der vielseitigen Verwendungsmöglichkeit. Das Sonnenblumenöl liegt mit etwa 400 l dazwischen. Unsere Mühle läuft für 1000l Rapsöl etwa 5 Tage rund um die Uhr. 

 

Presskuchen-Verwertung

Als Nebenprodukt entsteht Presskuchen. Vor allem Rapspresskuchen wird als ausgezeichnetes Eiweißfutter in der Rinderhaltung eingesetzt. Der Presskuchen von Leinsamen kommt vor allem als Düngemittel zum Einsatz. So entsteht eine wunderbare Kreislaufwirtschaft. Unsere Presskuchen wird an Rinderbauern der Umgebung verkauft. Weiters möchten wir ab heuer in unserem Hofladen die verschiedenen Presskuchen als Naturdünger anbieten, so wie wir sie schon lange in unseren Folienhäusern und Feldern einsetzen.

Der Weg zum Endprodukt

Ohne Filtration oder weiterer Behandlung geht es nach der Pressung in den Absetztank, wo Trübstoffe etwa drei Wochen Zeit bekommen, sich abzusetzen. So entsteht ohne weiteres Zutun ein glasklares, sauberes und gesundes Öl. Das Endprodukt wird nun in den Abfülltank umgepumpt, wo es dann von Hand abgefüllt, verschlossen und etikettiert wird. 

Um unsere eigenen Fähigkeiten und die Qualität unserer Öle einschätzen zu können, stellen wir uns jedes Jahr der Fachjury an der Wieselburger Messe. Diese bewerten unsere Öle durch Sensorik und Verkosten nach einem Punktesystem. Wir konnten mit unseren Speiseölen schon mehrere Medaillen in Gold, Silber und Bronze gewinnen. Absoluter Höhepunkt war jedoch dieses Jahr die Auszeichnung zum Ölkaiser 2020 in der Kategorie „Sonnenblumenöl“! Wir sind sehr stolz darauf und freuen uns sehr über diesen Qualitätsbeweis.

Solltet ihr Fragen zur Herstellung unserer Speiseöle haben, lasst es uns bitte wissen.

Euer Michael Kirchgatterer

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Michael Kirchgatterer

Michael betreibt mit seiner Familie den auf Gemüseanbau spezialisierten Betrieb. Es werden 50 verschiedene Gemüsearten in über 100 Variationen produziert. Von Feldgemüse über Fruchtgemüse bis zu Feingemüse und Kartoffeln wird hier alles für die Direktvermarktung angebaut. Außerdem werden diverse Speiseöle direkt am Hof hergestellt

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